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Balkan 2023

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Endlich ist es so weit, nach intensiven Wochen mit Arbeit und Vorbereitung starten wir auf unsere erste, grosse Reise mit dem FMX.
Wir fahren am frühen Freitagabend los. Übernachten direkt nach dem Gotthard und fahren dann am Samstag durch die Poebene in Richtung Adria. Am späten Nachmittag kommen wir in Marano Lagunare an, einem kleinen Fischerdorf mit Yachthafen. Wir stehen direkt am Kanal, hören die ersten Nachtigallen und das Geschrei der Möwen. Wir spazieren durch den pittoresken Ort und entdecken ein kleines Naturschutzgebiet «Valle Canal Novo». Zum Glück habe ich den Feldstecher dabei! Während Aubi zurück zum Womo geht, kann ich noch meinem Hobby frönen und einige Wasservögel beobachten.
Der Gesang der Nachtigall begleitet uns die ganze Nacht. Sobald der Tag anbricht, werden wir vom Geschrei der Möwen und dem Rufen von Gänsen und Flamingos geweckt. Kein Problem! Wir sind früh zu Bett gegangen und fühlen uns fit für den Tag. So brechen wir wieder früh auf und geniessen die leeren Strassen.
Wir durchqueren Slowenien und kommen nach Kroatien. In Slunj finden wir einen einfachen Stellplatz für 10.- Euro im Hinterhof eines Privathauses.
Hier wollen wir die 23 Wasserfälle von Rastoke anschauen. Der Fluss Slunjcica verzweigt sich in viele kleine Bäche, ergiesst sich in mehreren Becken über Karstgestein, bis er über eine grosse Stufe in den Fluss Korana fliesst. Im Moment hat es viel Wasser und das Ganze sieht beeindruckend aus und macht ordentlich Lärm.
Auch am nächsten Morgen sind wir früh dran, zum einen, weil die Wetterprognosen für den Nachmittag Regen angesagt haben und zum anderen, weil wir den Touristenmassen an den Plitvicer Seen ausweichen wollen. So stehen wir schon um halb acht an der Kasse zu den Plitvicer Seen, wir sind das zweite Wohnmobil auf dem grossen Parkplatz, Autos hat es noch fast keine.
Auf einem gut angelegten Weg geht es 60 Höhenmeter runter bis an den Fluss Korana, das Wasser ist glasklar und wird mit zunehmender Wassertiefe immer blauer. Die Korana fliesst über mehrere Stufen aus Tuff, momentan hat es viel Wasser und so sehen die Wasserfälle imposant aus und das Rauschen des Wassers ist tosend. Hölzerne Stege führen dem Fluss entlang, teils auch knapp über’s Wasser auf die andere Flussseite. Hier mündet der Fluss Plitvica in die Korana, dabei stürzt die Plitvica als gigantischer Wasserfall 60 Meter über den Felsen. Wir stehen in der Gischt und können das Spektakel von ganz nah bestaunen. Weiter führt der Weg den Fluss hoch direkt am Wasser entlang. Es geht mehrere Stufen hoch, bis die Korana breiter wird und den ersten See bildet, hier nehmen wir ein Schiff, um den See hochzufahren bis zur nächsten Stufe. Wieder führen Stege zwischen den Wasserfällen hindurch und Stufe für Stufe hoch. Es ist absolut beeindruckend, ich kann mich an dem klaren Wasser und dem Türkisblau kaum sattsehen. Ein Wasserfall ist schöner als der andere. Es hat nur wenig Besucher und so können wir alles gemütlich auf uns wirken lassen. Zum Schluss der Tour fahren wir mit einem Bus wieder zurück zum Parkplatz. Als wir beim FMX sind beginnt es zu regnen, unsere Planung ist perfekt aufgegangen!
Nach einer Stärkung fahren wir weiter in Richtung Bosnien. Am Zoll sind die Beamten etwas überrascht, dass wir ein Wohnmobil sind und kein LKW aber nach einem Blick in unsere Kabine sind die Missverständnisse geklärt und wir können weiterfahren. In Bihac füllen wir unsere Dieseltanks auf für 1,33 Fr/Liter, als Dank für den Kauf von fast 700 Liter Diesel gibt’s einen Kaffee gratis! Nachdem auch der Kühlschrank wieder voll ist, fahren wir 30km durch bewaldete Hügel bis ins kleine Dorf Orasac. Von hier aus wollen wir morgen mit den Bikes bis zu den Strbacki Buk Wasserfällen fahren.
Bei bedecktem Himmel geht es am Morgen mit den Bikes los in den Nationalpark Una, wo wir nach 8 km zu den Strbacki Buk Wasserfälle kommen. Das Kassenhäuschen ist noch verwaist und wir sind ganz allein. Auch diese Wasserfälle sind sehr beeindruckend. Der Fluss und die Landschaft erinnern an den Doubs bei uns im Jura. Auf dem Rückweg kommt die Sonne raus und alles leuchtet noch intensiver, der Fluss türkis und die Vegetation in zartem grün. Auch der Parkranger ist nun hier, er sieht aus wie ein Nachfahre von Winnetou und verlangt einen bescheidenen Eintrittspreis. Er spricht sogar Deutsch, freut sich, dass uns die Landschaft so gut gefällt, klagt aber über die schlechte Politik in Bosnien.
Zurück beim FMX fahren wir weiter in Richtung Martin Brod, wobei die breite gut ausgebaute Strasse plötzlich für ein paar Kilometer zu einer Naturstrasse wird, dann aber wieder zur gut ausgebauten Strasse zurückfindet. Bei Martin Brod verschwindet der Fluss in einer engen Klus und die Strasse steigt in einigen Serpentinen den Berg hoch. Von oben haben wir eine gigantische Aussicht auf die einsamen Berge und Täler. Die Strasse verläuft über eine Hochebene, welche auf 750 Meter über Meer liegt. Die Landschaft ist karg, kaum landwirtschaftlich bebaut, aber wunderschön. Die Berggipfel im Hintergrund sind noch schneebedeckt. Wir können uns kaum sattsehen und geniessen die Strecke sehr.
Das einzig traurige auf dieser Strecke sind die vielen zerstörten Häuser. Wir kommen an vielen kleinen Dörfern vorbei mit ca. 20 Häuser, wobei 15 ausgebrannt sind und meist nur noch die Aussenwände stehen, die restlichen 5 Häuser sind neu aufgebaut oder notdürftig renoviert. Der Krieg ist schon 30 Jahre vorbei und man sieht immer noch Spuren davon. Auch Warnungen vor Landminen sieht man hie und da.
Kurz nach der Stadt Livno führt der Weg nochmals 500 Höhenmeter hoch zur Hochebene von Livno. Wir stehen hier auf 1250 Metern über Meer, der Ausblick ist einzigartig. Ein Gewitter ist im Anzug, so bleiben wir in der Nähe des FMX und machen uns einen gemütlichen Nachmittag. Man muss nicht nach Kanada fahren, um einsame Landschaft zu finden, der Balkan reicht auch!
In der Nacht werden wir ordentlich durchgeschüttelt, das Gewitter zieht über uns hinweg und heftige Winde rütteln am Wohnmobil. Die Temperaturen fallen bis auf 2 Grad, die umliegenden Berge sind am Morgen weiss verzuckert.
Aubi hat diese Hochebene ausgesucht, weil es hier noch freilebende Pferde gibt. Nach dem Frühstück wollen wir uns auf die Suche danach begeben. Jedoch so weit kommt es nicht, denn die Pferde kommen zu uns. Aus der gemütlichen Wärme des Wohnmobils können wir eine kleine Herde beobachten. Sie kommen bis auf 30 Meter an uns heran. Der wilde Westen von Bosnien!
Da der Wind wieder stärker wird entschliessen wir uns weiterzuziehen. Die Besiedlung nimmt zu, während wir in Richtung Mostar fahren, es gibt Industrie und kaum mehr zerstörte Häuser. Mostar liegt auf weniger als 100 Meter über Meer, hier herrschen fast 20°. Für 10 Euro stehen wir auf dem Carparkplatz, etwas anderes war nicht möglich. Von hier sind wir in wenigen Minuten in der Altstadt von Mostar. Die schmale Gasse, welche zur berühmten Brücke von Mostar führt, wird gesäumt von Souveniershops. Die Carladungen von Touristen verstopfen schon jetzt in der Nebensaison die Gassen. Die über 400 Jahre alte Stari-Most Brücke wurde im Krieg zerstört, nun ist sie aber wieder originalgetreu aufgebaut worden. In einem grossen Bogen führt sie über den Fluss und verbindet den christlichen Teil der Stadt mit dem muslimischen.
Nach der Stadtbesichtigung zieht es uns wieder in die Natur. Nur 11 km von der Stadt entfernt hat Aubi einen privaten Stellplatz gefunden in Blagaj. Hier werden wir sehr herzlich mit Kaffee und Baklava begrüsst. Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang zur nahen Quelle der Buna, diese strömt in einem gigantischen Fluss aus dem Berg. Es hat sehr viel Wasser, so dass die Gartenterrasse der Restaurants am Ufer des Flusses inklusive Stühle und Tische im Wasser stehen.
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir in Richtung Dubrovnik. Wir wählen den Weg durch das Landesinnere über Trebinje, und wieder führt der Weg durch wunderschöne, einsame Landschaft. Die Strasse verläuft zwischen 200 und 500 Meter über Meer. Die Vegetation leuchtet in zartem Grün. Es geht über kleine Pässe und weite, kaum besiedelte Täler, im Hintergrund sehen wir verschneite Berge. Trebinje ist die einzige, grosse Stadt, kurz darauf führt der Weg über einen letzten Pass und wir können das Meer erblicken. Nun geht es über die Grenze, wo uns der kroatische Zöllner belehrt, dass man keine frischen Lebensmittel in die EU einführen darf!
In Mlini hat Aubi einen Campingplatz rausgesucht. Dieser ist zwar ein bisschen eng, aber wir finden einen Platz. Von hier können wir mit den E-bikes nach Dubrovnik fahren. Kurz müssen wir auf der stark befahrenen Hauptstrasse fahren aber bald können wir über die alte, stillgelegte Küstenstrasse fahren, mit schönem Ausblick auf’s Meer und bald auch auf Dubrovnik.
Wir haben Glück und es hat gerade kein Kreuzfahrtschiff angelegt, so müssen wir die Stadt nur mit ein paar Carladungen von Touristen teilen. Die Hauptgasse ist sehr belebt, die kleinen Nebengassen fast menschenleer. Die Stadt ist sehr schön, aber nur für den Tourismus belebt, es gibt nur Souvenirshops und Restaurants. Um die Stadt auf der Stadtmauer zu umrunden, müsste man 35.- Euro pro Person bezahlen! Da sind wir schnell wieder weg! Die Stadt kommt mir irgendwie seelenlos vor, wie ein eine Filmkulisse.
Am nächsten Morgen fahren wir der kroatischen und montenegrinischen Küste entlang. In beiden Ländern ist diese geprägt von vielen Hotelbauten, ein paar Hotelruinen und viel Verkehr. Wir umfahren die montenegrinische Bucht von Kotor, dies ist sehr eindrücklich und erinnert an einen norwegischen Fjord. Die Stadt Kotor ist ein riesiges Verkehrschaos, so lassen wir die Stadt links liegen und fahren weiter. Wir haben genug von touristischen Mittelalterstädten. Wir fahren durch das Hinterland von Montenegro, hier gibt es viel Industrie und es ist recht dicht besiedelt. Wir fahren durch die Aussenbezirke von Podgoriza und weiter in Richtung Skodar See. Am Ufer dieses riesigen See’s finden wir einen versteckten Stellplatz bei einem Aussichtsturm. Das erste Mal wird es eng für den FMX und er bekommt ein paar Kratzer durch das Gestrüpp.  Mit dem Gesang von Seidensänger, Nachtigall und dem Gequake der Frösche im Hintergrund verbringen wir die Nacht hier.
Weiter geht’s nach Albanien. Auch dieser Grenzübertritt gestaltet sich problemlos. Die Zöllner sind begeistert von unserm Wohnmobil, der montenegrinische Zöllner zeigt Aubi Fotos von sich in den Schweizer Bergen und schwärmt von seinem Urlaub in der Schweiz.
Als neue Verkehrsteilnehmer kommen nun auch Pferdefuhrwerke, Ziegen-, Kuhherden und Lastenmotorräder dazu. Wie auch in Bosnien und Kroatien sind die Hauptstrassen von Müll gesäumt. Die älteren Männer tragen meist eine Anzugsjacke, auch wenn sie auf dem Feld arbeiten die jungen Männer sind meist in Jogginghosen unterwegs die jungen Frauen hochmodern und mit viel Schminke im Gesicht.
Am folgenden Tag machen wir eine Sonntagsfahrt. Wir folgen der Panoramastrasse SH5 von Laç-Qyrsaç über Puke in Richtung Fushë Arrëz, wechseln kurz vor Breg auf die SH30, welche wir bei Blinisht in Richtung A1 verlassen. Diese Rundtour lohnt sich auf jeden Fall. Die Bergwelt ist einsam, weit und unberührt. Im Hintergrund hat es hohe Schneeberge, bei einer Pause auf 600 Metern Höhe, geniessen wir die Ruhe und ich kann sogar Bienenfresser beobachten. Die Strasse ist teils etwas eng zum Kreuzen, was volle Aufmerksamkeit erfordert aber da wenig Verkehrt herrscht geht alles gut.
Der A1 folgen wir bis Laç, wo wir zur Lagune Patok fahren und dort direkt am Meer übernachten.
Weiter geht es in das Naturschutzgebiet Karavasta, hier brüten jährlich bis zu 80 Paare der Dalmatischen Pelikane. Wir haben Glück und können ein paar wenige entdecken. Dies ist zwar ein Naturschutzgebiet aber die Albaner nutzen den Sandstrand als Männerspielplatz. Sie fahren mit ihren grossen Mercedes mit Vollgas über den Strand.
Wir fahren mit den Ebikes dem Strand entlang zu einem Aussichtsturm, dieser ist zwar etwas wackelig und schlecht unterhalten, aber man kann die Weite der Lagune überblicken. Hier haben die Vögel viel Platz, doch leider hat es auch hier viel Müll. Schade, dass viele Albaner ihre wunderschöne Natur nicht zu schätzen wissen.
Als Touristen sind wir stets willkommen, die Polizei winkt uns freundlich durch eine Strasse, die eigentlich für 3,5 Tonnen begrenzt wäre.
Heute ist ein bisschen Geschichte angesagt. Wir besichtigen die mittelalterliche Stadt Berat. Diese zieht sich vom Fluss bis auf einen kleinen Hügel hoch. Das Schöne hier ist, dass diese Stadt noch lebt und nicht nur für die Touristen unterhalten wird. Wir steigen die engen Gassen hoch, es riecht nach Orangenblüten und scheue Katzen kreuzen unseren Weg. Ein Esel trägt 2 Säcke Zement hoch. Oben angekommen bestaunen wir die großartige Aussicht auf das Tal und die Neustadt und ich bin froh, dass die Einheimischen Wasser und Erdbeeren vor Ort verkaufen. Der Aufstieg war schon jetzt Anfang Mai schweisstreibend.
Zurück beim FMX fahren wir weiter zur Ausgrabungsstätte von Apollonia. Hier können wir Ruinen aus Griechischer und Römischer Zeit besichtigen. Leider ist nicht mehr viel erhalten und ich habe Mühe mir die Stadt im Original vorzustellen. Die Lage ist aber sehr schön, wir haben einen schönen Blick auf die umliegenden Dörfer, von wo man nur Schafe, Hähne und Hundegebell hört. Anstelle von Rasenmähen treibt ein Hirte seine Ziegen durch die Ruinen.
Im Hintergrund hört man wieder die Nachtigall und den Pirol singen.
Für die Nacht fahren wir im strömenden Regen nochmals an die Küste. In der Nähe vom Kloster Zvërnec stehen wir auf einer Klippe 25 Meter über dem Meer. Wir hören das Rauschen der Wellen. Ein wunderschöner Platz für die Nacht.
Am Morgen erkunden wir die Gegend um den Schlafplatz. Der Regen hat aufgehört und wir können die nahen Bunkeranlagen aus der kommunistischen Zeit von Albanien besichtigen. Künstler haben versucht diese Stätten aufzuwerten mit wunderschönen Wandmalereien, im Inneren der Bunker hat es noch Zeichnungen aus alter Zeit von Flugzeugtypen und Schiffen, auf welche damals hätte geschossen werden sollen. Zum Glück ist es nie dazu gekommen. Die gesamte Küste Albaniens ist mit solchen Befestigungsanlagen bebaut, diese wurden in den 80er Jahren unter der kommunistischen Herrschaft vom Langzeitdiktator Enver Hoxha errichtet.
Auch dem Kloster Zvërnec statten wir einen kurzen Besuch ab. Obwohl fotografieren verboten ist, bietet sich der freundliche Museumswärter an uns vor der orthodoxen Kirche abzulichten!
Da sich das Wetter verschlechtert entscheiden wir schweren Herzens, diesen schönen Ort zu verlassen. Wir fahren in Richtung Süden. Die Strasse SH8 führt vom Meer auf einen hohen Pass. Die Strasse zu Beginn noch breit, wird schlechter und vor allem sehr steil. Häufig steigt es bis 10% in engen Haarnadelkurven den Berg hoch. Zudem fällt immer wieder heftiger Regen. Aubi’s ganzes fahrerische Können ist gefragt. Aber wie immer meistert er dies Herausforderung mit Bravour. Wir sind froh, dass wir mit dem starken Volvo FMX unterwegs sind, unser altes Husbil FIAT Ducato hätte diese Strecke bei diesem Wetter und den Strassenverhältnissen nicht geschafft.
Auf dem Pass Qafa Llogara (1027 M.ü.Meer) sind wir Mitten in den Regenwolken. Eine Pause lohnt sich nicht, so fahren wir schnell wieder runter. Nach den ersten zwei Serpentinen haben wir einen gigantischen Ausblick auf die vielen noch kommenden Kurven und das weite Meer. Auch der weitere Strassenverlauf ist eine Herausforderung. Das Gebiet ist stark zerklüftet, so führt die Strasse immer wieder in 10% steilen Steigungen und Abfahrten über Bergflanken rauf und runter, durch die Dörfer wird es jedes Mal eng.
Auf einer kleinen Halbinsel steht ein imposantes Fort aus dem 18ten Jahrhundert. Hier herrschte 1798- 1822 Ali Pasha. Im Inneren ist alles düster aber von der Dachterrasse haben wir einen großartigen Blick auf die Bucht, das Meer und die Berge.
Am Strand bei Qeparo finden wir einen Stellplatz mit Meeresrauschen für die Nacht.
Nun geht’s zu unserem südlichsten Punkt der Reise. Nach einer weiteren kurvenreichen Strecke kommen wir nach Ksamil, wo wir die archäologischen Ausgrabungen von Butrint besichtigen. Die ältesten Zeugnisse einer Besiedlung stammen aus dem 8.Jahrhundert vor Chr., man fand hier Zeichen von griechischer, byzantinischer, römischer und osmanischer Kultur. Einige der Bauten sind noch erstaunlich gut erhalten.
Da es hier recht überlaufen ist, verlassen wir den Ort direkt nach der Besichtigung und fahren in Richtung Norden bis zur Blue Eye Quelle. Eine grosse Quelle mit glasklarem Wasser, welche als grosser Strom aus dem Berg kommt. Ich habe noch nie so klares, blaues Wasser gesehen, absolut beeindruckend. Wir vertreten uns noch ein bisschen die Beine und machen eine Wanderung um den Stausee herum.
Der nächste Morgen startet mit strahlendem Sonnenschein. Wir sind wieder früh unterwegs und fahren als erstes nach Gjirokastër. Diese Stadt ist bekannt wegen ihrer speziellen Architektur der Altstadthäuser. Wir steigen erst zur Burg über der Stadt hoch und haben eine großartige Aussicht auf die Stadt und die umliegenden Berge. Man kommt sich vor wie im tibetischen Hochland.
Wir fahren weiter durch diese wunderschöne Landschaft, gesäumt von Schneebergen, welche bis 2400 Meter ü.M. hoch sind. Unser Ziel sind die natürlichen Thermalquellen von Bënjë. Es gibt mehrere Becken mit warmem Thermalwasser, welches seitlich aus dem Berg entspringt. Der Fluss, welcher aus einer beeindruckenden Schlucht kommt, hat kaltes Wasser. Wir spazieren diesen Fluss hoch in die Schlucht, wobei wir mehrmals durch’s Wasser waten müssen, die Schlucht wird immer enger und die Felsen rechts und links ragen mehr als 100 Meter empor. Nach ca. 500 Metern kommt seitlich eine weitere Thermalquelle aus dem Berg, hier finden wir ein Thermalbecken für uns allein. Das Bad ist herrlich.
Wir befinden uns hier im Nationalpark Bredhi i Hotovës, diesen wollen wir nun auch zu Fuss erkunden. Es gibt Wanderwege, aber diese sind nicht immer gut ausgeschildert. Wir sind sehr froh um unser Wander-GPS, um die Orientierung im hohen Gebüsch oder dichten Wald nicht zu verlieren. Wir wandern am oberen Rand der Schlucht entlang mit beeindruckenden Ausblicken in die Tiefe. Wir treffen nur 2 Landschildkröten und ein paar Eidechsen an. Das Einzige, was uns zu schaffen macht ist die zunehmende Hitze. Ich bin froh, als ich mich in einem kleinen Fluss abkühlen kann. Erst kurz vor Ende der Wanderung, als wir wieder bei den Thermalquellen sind, treffen wir auf andere Wanderer. Nach 5 Stunden sind wir zurück beim FMX und froh um ein kühles Bier!
Nun steht wieder eine längere Fahrt mit dem FMX auf dem Programm. Wir fahren schon um 7 Uhr los, zurück auf die SH75 in Richtung Korçë. Wir folgen dem Fluss Vjosë bis zur griechischen Grenze, dann geht es auf guter Strasse hoch bis nach Leskovik. Der Ausblick auf die schneebedeckten Berge und die grünen Täler ist einfach wunderschön.
Nach Leskovik ändert sich der Strassenzustand frappant. In der Mitte der Strasse ist noch ein Band Teer, häufig mit vielen Löchern und Rinnen, die Strassenränder sind verbreitert worden, aber erst mit Kies und groben Steinen aufgefüllt. Der FMX kann nun beweisen, dass er ein Baustellenfahrzeug ist. 40 km fahren wir über Berg und Tal mit diesen Strassenverhältnissen. Wir kommen nur langsam voran und werden ordentlich durchgeschüttelt. Es gibt viele Kurven, aber Aubi und er FMX meistern dies ohne Probleme. Die Landschaft ist wunderschön, im Hintergrund immer wieder Schneeberge und die einsamen grünen Täler im Vordergrund, darüber ein blauer Himmel mit weissen Wolken….richtig kitschig!
Ab Ersekë wird die Strasse besser und wir kommen flott voran über Korçë in Richtung Oridsee. Gegen 17.00. Uhr kommen wir in Ohrid an, wir haben nun Albanien verlassen und sind in Mazedonien.
Wir besichtigen die schöne Altstadt, sowie eine pittoresk gelegene orthodoxe Kirche. Beides ist wunderschön gelegen mit Blick über den Ohridsee.
Am nächsten Morgen muss Aubi wieder Büroarbeiten machen und ich habe Zeit, um den Vögeln nachzustellen, welche wir ständig hören. Ich kann Drosselrohrsänger, Distelfink, Meisen und den Pirol entdecken, nur die Nachtigall will sich wieder einmal nicht zeigen.
Danach fahren wir weiter durch Nordmazedonien, welches uns ein bisschen aufgeräumter und fortschrittlicher als Albanien vorkommt. Hier werden die Felder mit dem Traktor und nicht mehr von Hand bearbeitet. In Bitola besichtigen wir eine römische Ausgrabungsstätte, Heraklea Linkestis. Hier wären vor allem die Mosaike sehenswert. Leider haben sie diese zum Schutz mit Schotter abgedeckt…Schade.
Um noch etwas von Nordmazedonien zu sehen, fahren wir durch die westlichen Berge in Richtung Norden durch hellgrün bewaldete Hügel. Zum Übernachten stehen wir bei einem Restaurant und gehen dort essen. Es ist hervorragend und kostet für beide zusammen nur 15.- Franken.
Ein nächster Grenzübertritt steht uns bevor, wir reisen in den Kosovo ein. Die Beamten sind freundlich und wir sind schnell durch. Wir kommen auf eine gut ausgebaute Autobahn, diese führt auf einem gigantischen Viadukt ein enges Tal hinunter. Seit Italien haben wir keine so guten Strassen mehr gehabt. Auch sonst sind wir überrascht vom Kosovo. Die Häuser sind modern, mit gepflegten Gärten. Wir sehen viel Industrie und Landwirtschaft auf dem Weg in Richtung Prishtina.
In der Nähe von Prishtina besuchen wir den Bear Sanctuary. Dies ist eine Auffangstation für gequälte Bären. Bis 2010 war es im Balkan nicht verboten als Privatperson einen Bären zu halten. Die Bären wurden oft bei Restaurants in kleinen Käfigen gehalten, um Kundschaft anzulocken. Die Bären lebten unter miserablen Verhältnissen. Der Bärenpark von Prishtina hat diesen Bären ein artgerechtes Zuhause gebaut. Auf einem grossen Gelände werden diese nun gut betreut und können ihren Lebensabend noch ein bisschen geniessen.
Leider zeigt sich das Wetter von seiner garstigen Seite, wir fahren weiter durch den Kosovo zu den Wasserfällen von Mirusha. Über eine 2 Kilometer lange Schotterstrasse kommen wir auf einen schlammigen Platz, von wo aus wir mit Gummistiefeln zu den Wasserfällen spazieren. Um von hier wieder weg zu kommen, muss der FMX seine Geländetauglichkeit erneut beweisen. Dieses Mal müssen wir den Unterfahrschutz hochklappen und die Differenzialsperre nutzen. So kommen wir gut aus dem Schlamm und stehen etwas weiter weg vom Bach für die Nacht.
Leider sind auch die kommenden Wetterprognosen nicht rosig. So entschliessen wir uns schweren Herzens den Abstecher ins albanische Valbonatal zu streichen und direkt nach Montenegro zu fahren. Auf dem Weg besuchen wir noch das Decani Kloster. Dieses wird von der KAFOR Truppe bewacht, da es sich um ein UNESCO Weltkulturerbe handelt. Von aussen fällt die Kirche mit den unterschiedlich farbigen Marmorstein nicht sonderlich auf, betritt man aber das Innere, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Der ganze Innenraum ist mit wunderschönen Fresken aus dem 14 Jahrhundert bemalt.
Nun geht es über einen 1800 Meter hoch gelegenen Pass zurück nach Montenegro. Das Wetter ist schlecht und auf dem Pass liegt immer noch Schnee. Auf der montenegrinischen Seite klart der Himmel stellenweise leicht auf und wir können etwas von der schönen Bergwelt sehen. Unser Plan ist die Fahrt auf der R10 durch die Taraschlucht, leider erfahren wir in Mojkovac, dass diese Strasse wegen Steinschlaggefahr gesperrt ist. Wir suchen auf der Karte einen anderen Weg, um auf die Hochebene bei Zobljak zu kommen. Wir entscheiden uns für die R21 von Okuka aus. Das Personal des Tourismus Office meint, dies sei für unseren FMX möglich. Nach 35 Kilometern werden wir eines Besseren belehrt, das Befahren der Strasse ist auf 5 Tonnen beschränkt. Nun sind wir müde und enttäuscht und suchen einen Schlafplatz in der Nähe. Beim Kloster Moraka finden wir einen Stellplatz. Wir besichtigen auch diese Kirche, welche wie eine kleinere Ausgabe des Klosters Decani aussieht und wunderschöne Fresken sowie einen reichverzierten Altar aufweist. Ein Mönch spricht sogar Englisch und erlaubt uns das Übernachten auf dem Klosterparkplatz.
Es hat die ganze Nacht geregnet und die weiteren Wetterprognosen sind schlecht. Trotzdem wollen wir auf die Hochebene. Wir müssen runter bis nach Podgorica, die Fahrt führt durch eine eindrückliche Schlucht, dann durch die hässliche Grossstadt und wieder auf einer guten Strasse den Berg hoch in Richtung Zobljak. Es regnet auf der ganzen Strecke aber als wir uns der Hochebene nähren wird der Blick frei auf die umliegenden Schneeberge. Wir stehen nun auf 1400 Metern über Meer. Es sieht aus wie in Irland, Steinmäuerchen, steinerne Häuser, Moor und viel Regen. Trotzdem erkunden wir am Nachmittag die Umgebung von unserem Stellplatz. Ein streunender Hund begleitet uns auf unserem Spaziergang und bewacht unseren FMX.
Am nächsten Tag warten wir lange, bis der Regen eine kurze Pause macht. Sobald es trocken ist, nehmen wir die Bikes raus und wollen die schöne Gegend erkunden. Wir kommen aber nicht weit, denn nach 10 Minuten kommt schon wieder ein Schauer. Nach 6 Kilometern sind wir zurück beim FMX und die Bikes werden wieder verstaut. Nach einem Kaffee scheint sich das Wetter nun doch längerfristig zu bessern. Wir entschliessen uns weiterzufahren, um die Taraschlucht zu überqueren. Vor der imposanten Brücke können wir parkieren, um die Brücke zu Fuss zu erkunden. Ich bin begeistert vom Tiefblick und den grünen Wäldern. Aubi ist eher besorgt da das Armierungseisen der Brücke an vielen Stellen rostig zum Vorschein kommt. Wir fragen eine Touristengruppe, ob sie die Brücke mit dem Car schon überquert hätten. Sie verneinen aber wir fragen den Carchauffeur, für wieviel Gewicht die Brücke zugelassen ist. Er meint 20 Tonnen seien kein Problem. Aubi ist erst vorsichtig optimistisch als er zwei Sattelschlepper sieht, welche die Brücke überqueren. Wir kommen heil über die Brücke und der Tiefblick aus der hohen Führerkabine ist nochmals eindrücklicher.
Wir fahren über die Kohlebergwerksstadt Plijevlia in Richtung bosnische Grenze. 15 Kilometer vor der Grenze übernachten wir direkt neben der Strasse. Wir verbringen eine ruhige Nacht. Als es am nächsten Morgen trocken ist, entschliessen wir uns für einen kleinen Morgenspaziergang. Wir haben gelernt die Gunst der Stunde zu nutzen. Für mich ist es wieder grossartig, schon beim Blick aus dem Fenster entdecke ich einen Neuntöter, danach sehe ich das erste Mal seit 30 Jahren wieder einmal einen Gartenrotschwanz, im Hintergrund hören wir den Pirol, den Wendehals und den Wiedehopf. Nach dem einstündigen Spaziergang komme ich auf 17 verschieden Vogelarten. Die Natur hier ist einfach grossartig.
Kurz nachdem wir wieder beim FMX sind, geht es weiter mit dem Regenwetter. Wir fahren über eine einsame Bergstrasse, es sieht ein bisschen aus wie bei uns in den Freibergen, wir befinden uns hier zwischen 1300 und 1400 Meter ü. Meer. Nach 30 Minuten sind wir beim montenegrinischen Zoll, wo das ganze Personal vorbeikommt, um einen Blick auf unser Wohnmobil zu werfen. Die Zöllner sind freundlich und interessiert und lassen uns bald wieder ziehen.
Der Weg geht weiter über schlechte, holprige Strassen in vielen Kehren den Berg runter. Als wir schon nicht mehr daran glauben, dass noch ein zweiter Zoll kommt, versperrt uns eine verbeulte und klapprige Barriere den Weg. Der Zöllner will keinen Blick ins Womo werfen und öffnet von Hand die einfache Barriere. Wir sind zurück in Bosnien. Weder die Strassen noch das Wetter werden besser. Wir fahren bis kurz vor Sarajevo, wo wir beim olympischen Dorf von 1984 übernachten wollen. Wir staunen nicht schlecht, als wir ein neues Hotel nach dem anderen sehen. Wir stehen ganz allein auf dem riesigen Parkplatz des Skiliftes, niemand kümmert sich um uns.
Wir verfolgen ständig den Regenradar und haben gesehen, dass es für ein paar Stunden trocken aber windig bleiben sollte. Dies wollen wir für eine Biketour ausnutzen. Kurz nach dem letzten, grossen Hotel geht es auf einer Schotterstrasse durch einen zartgrünen Buchenwald den Berg hoch. Der Wind rüttelt an den Bäumen und beschert uns trotzdem hie und da eine kalte Dusche. Als wir den Schutz des Bergkammes und der Bäumer verlassen, verschlägt uns der heftige Wind fast den Atem. Ich will schon aufgeben, als mich der Ehrgeiz packt. Von diesem Sturmwind lassen wir uns die Biketour nicht vermasseln!
Der Weg führt in leichtem rauf und runter dem Bergkamm entlang. Wir befinden uns über der Baumgrenze, die Wolken hängen tief und verbergen die Gipfel. Trotz der elektrischen Unterstützung unserer Bikes müssen wir mit voller Kraft gegen den Wind strampeln. Aubi beginnt schon bald mit kleiner Unterstützung zu fahren, damit der Akku für die ganze Tour ausreicht. Ich bin etwas leichtsinniger und werde es später büssen. Nach 20 Kilometern kommen wir in dem kleinen Bergdorf Lukomir an. Dieses besteht aus ein paar kleinen, zeltförmigen Holzhäusern, welche über einem steilen Abgrund stehen. Man hat einen gigantischen Ausblick in die Schlucht, der Blick in die Weite ist durch das schlechte Wetter leider verwehrt. In einer einfachen Berghütte können wir uns kurz aufwärmen und mit einer Suppe stärken, dann geht es auf demselben Weg zurück. Nun haben wir zum Glück den Wind im Rücken, denn der Akku zeigt nur noch wenig Reichweite an. Doch jetzt ist es fast wie Segeln mit dem Bike, immer schön gross machen und den Schwung des Windes mitnehmen. Leider geht mir bei der letzten Steigung der Strom aus und ich muss das Bike noch 500 Meter schieben, bis es in rasanter, holpriger Fahrt runter zum FMX geht. Trotz dem schlechten Wetter hat sich dieser Ausflug gelohnt, ungeahnte Kräfte wurden freigesetzt!
Für den nächsten Tag haben wir Kultur und Wellness geplant wegen schlechtem Wetter!
Wir besichtigen in Sarajevo das Tunnelmuseum. Sarajevo war während des Krieges von 1992-1995 von den serbischen Truppen umzingelt. In 4 Monaten haben die bosnischen Männer einen 800 Meter langen Tunnel gegraben um die Stadt mit Lebensmittel, Treibstoff, Waffen und medizinischen Gütern zu versorgen. Einen Teil dieses Tunnels kann man heute besichtigen und viel erfahren über diese traurige Geschichte. Es macht sehr betroffen, vor allem mit dem Hintergrund, dass in diesen Tagen wieder in der gleichen Art gekämpft wird in Europa. Die Menschheit lernt einfach nie aus der Geschichte. Hier in Bosnien sieht man immer wieder Häuser mit Einschusslöchern oder ausgebrannte Ruinen. Wir sind erstaunt, dass die Leute dies Zeugnisse des Krieges nicht beseitigen. Wir erfahren, dass häufig die Besitzansprüche nicht geklärt werden können und die Häuser deswegen nicht abgerissen werden, aber auch weil das Geld und der Elan fehlen.
Nun ist aber Wellness angesagt. Für 7,50 Fr. für 2 Personen gehen wir ins Thermalbad von Sarajevo und entspannen uns in der Wärme. Das Thermalbad ist modern und bietet im Sommer einen grossen Aussenbereich mit Rutschen und Kinderbecken. Wir sind auch mit dem Innenbereich zufrieden und sind froh, dass wir das grosse Bad nur mit ca. 15 weiteren Leuten teilen müssen. Als wir raus kommen regnet es immer noch, so haben wir keine Lust auf Sightseeing in Sarajevo.
Unser nächstes Ziel ist Visoko, 35 Kilometer nördlich von Sarajevo. Hier gibt es pyramidenförmige Berge. Sind dies künstliche Pyramiden oder sind es natürliche Berge. Dieser Frage wollen wir nachgehen.
Sobald der Regen am Morgen nachlässt, machen wir uns auf den Weg zum pyramidenförmigen Berg von Visoko. Der Wald ist von Nebel verhangen, es ist schwül und die Vögel begleiten uns mit ihrem Morgenkonzert. Nach gut einer Stunde Marsch sind wir auf dem Gipfel, der Nebel lichtet sich und wir können einen Blick auf die umliegenden Hügel erhaschen. Doch können wir an dieser Erhebung nichts von einer künstlichen Pyramide entdecken.
Am Nachmittag besichtigen wir noch die Tunnel, welche in den Berg getrieben wurden, um die Echtheit der Pyramide zu bestätigen. Das Einzige, was wir erkennen können, ist die Nagelfluh ähnliche Struktur, wir fühlen keine speziellen Schwingungen. Vor dem Eingang zum Tunnel steht ein Touriladen nach dem anderen, man kann die Aura lesen lassen, positiv aufgeladenes Wasser aus dem Tunnel und Steine von der Pyramide kaufen. Es ist eindrücklich zu sehen, womit man Geld verdienen kann. Aus dem Mythos Pyramide ist ein Riesengeschäft geworden.
Nun machen wir uns langsam auf die Heimreise. Wir folgen der Hochwasser führenden Bosna. Zum Glück hat der Fluss hier genug Platz. Heute scheint sogar wieder einmal die Sonne, doch die Stadt Zenica liegt unter einem bräunlichen Nebel. Wie wir später erfahren verursacht, die von Indern betriebene Stahlindustrie, schwere Luftverschmutzung. Leider werden die Abgase kaum gefiltert, so dass die giftigen Abgase die Stadt belasten. Die Firmeninhaber drohen mit Wegzug, falls sie Filter einbauen müssen. So lässt man es auf sich beruhen, da man froh ist um die Arbeitsplätze.
Bei Jasenovac verlassen wir Bosnien und reisen wieder in Kroatien ein. Dieses Mal haben wir keine frischen Lebensmittel dabei und kein Zöllner fragt danach.
Direkt nach der Grenze machen wir eine Pause beim Jasenovac Memorial, dieses erinnert an ein Konzentrationslager aus dem 2.Weltkrieg. Hier wurde nach dem Krieg mehrere Massengräber entdeckt. Mir war nicht bewusst, dass es auch in Kroatien Konzentrationslager der Nazis gab. Hier wurden vor allem Zigeuner umgebracht. Wieder ein trauriges Kapitel aus der Geschichte.
Nun drängt schon wieder die Zeit und wir fahren über die Autobahn, quer durch Kroatien und erreichen am Abend Slowenien. Direkt nach der Einreise fällt uns die Ordnung, Sauberkeit, die modernen Häuser und die grossen landwirtschaftlich genutzten Felder auf. Es sieht aus wie in Österreich, nur die Ortsnamen sind uns fremd.
Aubi hat bei Kostanevica einen schönen Stellplatz für die Nacht rausgesucht. Wir stehen direkt am Hochwasser führenden Flussufer. Das Beachvolleyballfeld steht unter Wasser aber der Pegelstand ist zum Glück am Sinken. Wir vertreten uns noch ein bisschen die Füsse und besichtigen den Dorfkern von Kostanevica, welcher auf einer Insel im Fluss liegt.
Am nächsten Tag bleibt uns nur noch die weitere Heimreise durch Slowenien, Italien bis in die Schweiz.
Die Reise durch den Balkan verging wie im Flug. Wir haben viele schöne Landschaften und unberührte Natur gesehen. Das Reisen im FMX ist komfortabel, ich liebe den tollen Ausblick aus der hohen Fahrerkabine. Die oft schmalen Strassen und der schlechte Strassenzustand waren weder für den FMX noch für meinen routinierten Chauffeur ein Problem. Es ist ein gutes Gefühl, keine Angst haben zu müssen, dass wir eine Steigung nicht schaffen.
Auch das Leben im FMX ist sehr angenehm. Wir hatten stets genug Energie, auch bei Regen, wir haben mehrmals Brot und Kuchen gebacken. Ich liebe meine wunderschöne Küche und die grosse Dusche. Die Kabine bietet genug Platz, dass beide mit dem Laptop arbeiten können und wenn einer seine Ruhe haben will, kann er sich ins Schlafzimmer zurückziehen. Die Wasser Ver- und Entsorgung war kein Problem. Die Fahrräder haben wir in 5 Minuten aus- und eingeladen.
Wir hätten es noch viel länger ausgehalten! Das Einzige, was wir vermisst haben, waren unsere Kinder.

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