Direkt zum Seiteninhalt

Italien 2020

Reisen > 2020


Nach einem Corona bedingt, schwierigen Jahr wollen wir nun endlich wieder unterwegs sein. Eigentlich wollten wir nach Korsika, aber danach hätten wir in Quarantäne gehen müssen, so viel unsere Wahl auf Italien. Wir fahren erst gegen den späten Nachmittag los, um den Stau am Gotthard zu umgehen und komme so auch gut durch. Unsere erste Nacht verbringen wir in Modena zwischen LKW’s neben einem Einkaufszentrum.
Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Süden, vorbei an Bologna und Florenz, durch die Toskana bei wunderbarem, klaren Herbstwetter. Auch Arezzo lassen wir links liegen. An der Autobahn sehen wir Schilder von einem Sacro Bosco, das klingt doch spannend und eine Pause wäre auch gut. So verlassen wir bei Attigliano die Autobahn und folgen den Wegweisern zum Sacro Bosco. Dieser heilige Wald entpuppt sich als ein Skulpturenpark aus dem Mittelalter.
In mehr als 30 Jahren seines Lebens (1552–1585) ließ Vicino Orsini, der letzte Feudalherr von Bomarzo, den Skulpturenpark anlegen zum Gedenken an seine verstorbene Frau. Aus dem lokalen, vulkanischen Felsen wurden beeindruckende Monumente gehauen. Kämpfende Giganten, Frauengestalt auf Schildkröte, Pegasus, Nymphen und Brunnen sind zu bewundern. Ein kleines Theater im griechischen Stil ist über bemooste Stufen zugänglich. Nördlich eines schiefen Hauses (Casa Pendente) erstreckt sich eine von griechischen Vasen umgebene Terrasse, um die sich weitere Monumentalplastiken gruppieren: Neptun, ein Delfin, eine schlafende Frau, ein Drache, Ceres und ein Elefant. Durch den aufgesperrten Rachen des Orcus kann man in eine finstere Kammer hinabsteigen. Der Park liegt in einem kühlen Tal umgeben von alten, schattenspendenden Bäumen.
Nach der Besichtigung des Skulpturenparks steigen wir hoch zum mittelalterlichen Städtchen Bomarzo, welches wie ausgestorben auf dem Hügel liegt. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.
Für die Nacht fahren wir weiter in Richtung Westen, wir wollen noch bis ans Meer. Bei Lido di Tarquinia können wir unter riesigen Pinien, nahe dem Strand, stehen. Hier gibt es schöne Lagunen mit vielen Vögeln, Bisamratten und Schildkröten. Wir erkunden die Gegend mit dem Fahrrad und geniessen den einsamen Strand.
In den folgenden Tagen steht für uns die Etruskische und Römische Vorgeschichte im Vordergrund. Zuerst besichtigen wir die Etruskische Ausgrabungsstätte bei Tarquinia. Bei den Grabanlagen der Monterozzi-Nekropole handelt es sich oftmals um in den Felsen gehauene Grabkammern, etwa 200 von ihnen sind ausgemalt. Der Großteil der Gräber wird in das sechste bis dritte Jahrhundert v. Chr. datiert..  Sie gehören seit 2004 zum UNESCO Kulturerbe.
Danach fahren wir weiter in Richtung Süden bis nach Cerveteri. Hier können wir direkt am Strand stehen, die Saison ist Mitte September zu Ende und die Parkplätze sind frei zugänglich. Mit freiem Blick auf den Sonnenuntergang geht der Tag zu Ende.
Da die Ausgrabungsstätte in Cerveteri heute geschlossen ist, fahren wir zur früheren römischen Hafenstadt Ostia Antica, eine grosse, beeindruckende Anlage mit wunderbaren Gebäuden und Mosaiken aus der alten, römischen Zeit. Ostia Antica ist das Ausgrabungsgelände der antiken Stadt Ostia, der ursprünglichen Hafenstadt des antiken Rom und wurde im 4 Jahrhundert vor Christus gebaut. Wir verbringen den ganzen Nachmittag hier und legen viele Kilometer zurück. Danach fahren wir wieder zurück nach Cerveteri und verbringen  eine weitere Nacht am Strand.
Früh am nächsten Morgen stehen wir vor der Etruskischen Ausgrabungsstätte von Cerveteri. Schon die schiere Größe ist beeindruckend: Allein der bisher ausgegrabene und als archäologischer Park erschlossene Teil erstreckt sich auf 12 Hektar. Leider ist der Großteil noch verschüttet; die gesamte Nekropole umfasste zu Etrusker-Zeiten 400 Hektar. Und man bedenke, das war nur der Friedhof der Stadt! Die Blütezeit der etruskischen Stadt geht auf das 7. und 6. Jahrhundert vor Christus zurück. Die Gräber sind aus dem weichen Tuffstein herausgehauen. Die Eingänge sind mit ziegelartig übereinander getürmten grossen Steinblöcken bedeckt. Wir steigen in jedes Grab hinab und staunen über die alte Bauweise. Wir sind fast die einzigen Besucher, schrecken nur Eidechsen und Frösche auf, vor einem Eingang entdecken wir noch eine Stabheuschrecke.
Nun fahren wir wieder weiter in Richtung Süden, Rom lassen wir in diesem Jahr links liegen. Unser nächster Programmpunkt sind die Gigantenmauern der mittelalterlichen Städtchen im Hinterland von Rom. Durch kilometerlange Kiwiplantagen kommen wir den Bergen näher. Auf engen, steilen und schlechten Strassen geht’s den Berg hoch. Wir haben Glück, dass die Strassen trocken sind, sonst hätte unser Husbil wieder Mühe. Bei Norma besichtigen wir die erste Gigantenanlage Norba Antica mit einem grossartigen Ausblick wie aus dem Flugzeug runter auf die Kiwiplantagen und bis zum Meer. Sehenswert ist vor allem die 2,2 km lange mächtige Stadtmauer mit drei Stadttoren aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Besonders eindrucksvoll erscheint das Haupttor mit dem halbrunden Tor aus riesigen mörtellos ineinander verfugten Steinen. Diese Steine sind wohl der Anlass zu der Legende, die Stadt sei von den Zyklopen (Zyklopenmauer) oder auch von Herkules gegründet worden. Nachgewiesen sind auch Tempel der Juno und der Diana sowie zwei weitere Tempel.
Hier verbringen wir die Nacht bis es am nächsten Morgen bei Nebel auf den engen, schlechten Strassen mit hunderten von Kurven rauf und runter weitergeht. In Segni besichtigen wir die nächste Mauer, dann diejenigen von Ferentino und Alatri. Alle Mauern liegen exponiert auf einem Hügel, über den Gigantenmauern wurden später mittelalterliche Städte gebaut. Eindrücklich sind die riesigen Steine, welche perfekt aufeinanderpassen, keine Rasierklinge geht dazwischen. Die mittelalterliche Bauweise ist dann mit deutlich kleineren Steinen und die heutige ist in noch schlechterer Qualität! Da fragt man sich schon wie und wer diese Gigantenmauern geschaffen hat.
Im kleinen Bergdorf Civitaveccia (nicht zu verwechseln mit der Hafenstadt) verbringen wir eine weitere Nacht am Fusse einer Gigantenmauer.
Heute besuchen wir ein kleines Naturschutzgebiet an einem See, das Riserva Naturale Lago Di Posta Fibreno. Ich packe meinen Feldstecher und los geht’s auf Vogelpirsch. Ich höre wieder den lauten Gesang des Seidensängers und kann ihn nun endlich auch beobachten. Ein unscheinbarer, brauner Vogel mit einem beeindruckenden Gesang, den ich schon so oft hier im Süden am Meer oder in Feuchtgebieten gehört habe. Das Wasser, welches den See speist, kommt hier direkt aus dem Felsen und ist glasklar. Auf dem See hat es viele Blesshühner,Teichhühner und Stockenten. Direkt vom Wohnmobil aus können wir den Eisvogel beim Fischen beobachten.
Wir fahren weiter immer mehr in die Berge, wir nähern uns den Abruzzen. Durch herbstlich gefärbte Wälder geht’s über einen Pass bis wir in der Nähe von Rocchetta Nova. Bei einem künstlich angelegten See Sorgenti del Fiume Volturno stehen wir für die nächsten zwei Tag. Auf dem See hat es viele Enten und Gänse. Aubi und ich erkunden die Gegend noch mit unseren EBikes und fahren hoch bis zum Stausee Lago di Castel San Vincenzo und holen ein paar Geocaches. Am nächsten Tag machen wir eine schöne Wanderung in dieser Gegend.
Weiter geht’s zum Lago di Barrea, ein weiterer Stausee inmitten der Abruzzen. Es ist wunderschön hier, die Berge sind unberührt, keine Seilbahnen und Skilifte. In Barrea stehen wir das erste Mal auf einem offiziellen Womo Stellplatz mit Duschen und WC. Hier starten wir für eine längere Wanderung um den Monte Rotondo, 800 Höhenmeter geht es hoch und die Aussicht wird immer beeindruckender, das Wetter ist grandios, unterwegs treffen wir nur ein paar Kühe. Beim Abstieg hören wir die Hirsche röhren, es ist Brunftzeit! Zurück beim Stellplatz haben wir ein Gelati verdient und geniessen eine ausgiebige Dusche.
Am nächsten Tag regnet es, wir verlassen den Stellplatz und fahren auf die andere Seite des Sees. Hier gibt es einen Parkplatz, wo man auch frei stehen kann. Wir verbringen einen faulen Tag im Womo, zum Glück haben wir Internet. Wir wollen nicht weiterfahren, denn die wunderschöne Gegend ist hinter dichtem Nebel und Wolken versteckt. Es wäre zu schade nichts zu sehen.
Das Warten hat sich gelohnt, am nächsten Morgen haben wir zuerst Besuch von ein paar Hirschkühen und das Wetter hat sich gebessert, die Sonne lacht wieder. Die Wälder erstrahlen in den schönsten Herbstfarben. Nun fahren wir weiter über den Passo Godi in Richtung Scanno. Auf dem Pass halten wir kurz und ich suche die Berghänge mit dem Feldstecher ab und siehe da ein prächtiger Hirsch ruht sich aus auf der gegenüberliegenden Krete und lässt sich von der Sonne aufwärmen. Weiter unten kann ich ein paar Hirschkühe beim Fressen beobachten. Beim Lago di Scanno machen wir nochmals kurz Pause und geniessen die Aussicht auf Berge und See. Auch hier hört man das Röhren der Hirsche bis ins Dorf. Weiter geht’s auf einer engen Strasse, die aus dem Felsen rausgehauen wurde, durch mehrere kleinen Tunnels runter ins Tal. Bei Sulmona kommen wir wieder auf eine grössere Strasse und das Tal wird immer weiter und wir verlassen die Berge. Wir fahren in Richtung Adria. Bei Giulianova finden wir einen Nachtparkplatz direkt beim Strand. Leider führt eine Strasse um den Parkplatz herum. Man kommt sich ein bisschen vor wie in der Mitte eines Kreisels. Für eine Nacht geht es, nachts schlafen zum Glück auch die Italiener. Im Sommer muss hier Ramba Zamba sein, nun ist die Saison vorbei und es ist alles verlassen und leer. Wir wollten eigentlich direkt am Meer in Richtung Norden fahren aber die Strassen sind schlecht, die Bahnunterführungen oft zu tief für uns und vor lauter Hotel’s sieht man trotzdem kein Meer. So entschliessen wir uns doch über die Autobahn in Richtung Po Delta zu fahren. Ab Ravenna haben wir sehr viel Verkehr, viele Lastwagen und Stau. So machen wir einen Abstecher zum Lido Degli Esteni, gehen hier am Strand spazieren und warten bis das Chaos vorbei ist. Danach fahren wir noch bis zum Porto Levante und verbringen hier die Nacht.
Am nächsten Morgen gehe ich bewaffnet mit dem Feldstecher auf Vogelschau, ich sehe tausende von Blesshühnern, Flamingos, Reiher, viele Pfeiffenten, Stockenten und mehrere Eisvögel. Es hat aber auch Millionen von Mücken, was das Ganze, relativ ungemütlich macht. Nach einer Stunde bin ich zurück beim Womo und wir fahren los in Richtung Heimat.

Zurück zum Seiteninhalt