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Irland 2015

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Irland Sommer 2015
In der Schweiz herrscht eine furchtbare Hitze. Für unseren Abreisetag sind Temperaturen von 35° vorhergesagt. So entschliessen wir uns, um 5.00 Uhr aufzustehen und so schnell wie möglich loszufahren. Wir geniessen den frischen Morgen und die leeren Strassen in Richtung Porrentruy. Ab 10.00 Uhr wird es schon ungemütlich im Womo, wir haben vorne die Fenster so weit offen wie möglich, aber es kommt nur noch heisse Luft rein. Hinten werden die Kids langsam geschmort!
Gegen 12.00 Uhr kommen wir in Nogent sur Seine an, einer verschlafenen Kleinstadt im Herzen von Frankreich. Wir fahren zum Camping Municipal, wo sich auch der offizielle Womo Stellplatz befindet und ein Schwimmbad. Aber oh Schreck, es ist alles wie ausgestorben. Kein Geschrei von badenden Kindern. Aber wir haben Glück im Unglück, die Badi öffnet um 15.00 Uhr. Wir gehen zum nahen Fluss, er ist trüb, in der Mitte hat es ziemlich starke Strömung aber am Ufer ist er ruhig. Milena und ich wagen uns ins erfrischende Nass, trotz des trüben Wassers. Als aber die Badi öffnet gehen wir dorthin.
Aubi macht sich trotz der Hitze auf Schatzsuche, was er nicht nur wegen der Hitze bald bereuen wird! Als er einen Cache in einer Mauerritze ertasten will, greift er direkt in ein Wespennest und die sind gar nicht erfreut und setzten sich zur Wehr. Aubi wird dreimal in die Hand gestochen und einmal in die Brust und rennt so schnell wie möglich weg vom Nest! Seine Hand macht ihm noch mehrere Tage Beschwerden und sieht aus wie ein Babypatschhändchen, so geschwollen ist sie!
Zurück beim Womo ist nun auch der Zeltplatz geöffnet, wo man sich anmelden muss. Als der Platzwart verstanden hat, dass wir nur vor den Toren des Campings bleiben wollen, erklärt er uns freundlich, dass dies gratis ist und wir zudem noch die Duschen und Toiletten des Camping nutzen dürfen. Ich bedanke mich erfreut: «Oh c’est gentil!» Worauf er antwortet: »Non c’est pas gentil, c’est obligatoir!» Er erklärt uns, dass alle Gemeinden in Frankreich einen öffentlichen Zugang zu Wasser haben müssen. Und da ein Camping Municipal von der Gemeinde geführt wird beinhaltet das auch die Benutzung der Duschen. Man sieht ihm an, dass er diese Regelung für überflüssig hält, aber Gesetz ist Gesetz.
Wir sind natürlich bei diesen Temperaturen überglücklich, Aubi holt sofort seine Duschsachen und geht testen. Ich und die Kids waren ja eben noch in der Badi aber auch bei uns rinnt der Schweiss schon wieder! Vor dem Schlafen nutze ich mit den Kindern das freundliche Angebot auch noch! Erst als die Sonne schon lange untergegangen ist wagen wir uns ins Womo.
Auch den zweiten Ferientag starten wir in aller Frühe, um die kühlen Morgenstunden auszunutzen. Wir lassen die Kids schlafen und fahren los in Richtung Normandie. Der Weg führt uns kilometerlang durch reife Kornfelder. An einer Stelle sehen wir zwei Feldhasen, die immer wieder hochspringen, im Korn verschwinden und dann wieder mit einem grossen Satz weiterspringen.
Ich geniesse die noch frische Luft, die Ruhe und die Morgenstimmung. Nach etwa zwei Stunden sind die Kids wach und wir essen ein ausgiebiges Frühstück. Wir sind nun südlich von Paris in den riesigen Wäldern von Fontainbleu. Diese Gegend ist bekannt bei Kletterer, da es hier in den Wäldern bizarre Felsformationen hat, an denen man super bouldern kann.
Wir machen einen Morgenspaziergang mit Schatzsuche. Kleine Wege führen durch mannshohe Farnwälder. Mountainbiker mit extrabreiten Pneus preschen an uns vorbei und verschwinden zwischen den Felsblöcken. Wir finden kleine Weiher bedeckt mit schönen Seerosen und auch hie und da einen Cache.  Dieser Wald ist absolut einzig, wie mir ein freundlicher Biker bestätigt: «Ce forêt est unique au monde!»
Doch wir wollen heute noch weiter. Wir fahren nach Chartres, ich will unbedingt das berühmte Labyrinth in der Kathedrale sehen. Chartres hat eine kleine überblickbare Altstadt mit kleinen Gassen und schönen, alten Bauten. Die Kathedrale ist beeindruckend, aber wo ist dieses Labyrinth? Es wird gerade renoviert, im Eingangsbereich steht ein Gerüst und der Boden ist mit Spanplatten abgedeckt und genau dort wäre das berühmte Labyrinth. Mir bleibt nichts anderes übrig, als beim nächsten Souvenirladen eine Postkarte davon zu kaufen! Wir fahren noch bis nach Rugles, wo wir übernachten.
Am nächsten Tag müssen wir nur noch 200 km zurücklegen bis nach Cherbourg, wo um 16.00 Uhr unsere Fähre nach Irland ablegt. Wir haben erstmals eine Aussenkabine reserviert, was für ein Luxus. Nun müssen wir uns nicht ins Gewühl der vielen Passagiere stürzen, sondern können gemütlich unsere Ruhe geniessen. Wir gehen trotzdem hie und da an Deck, um das Meer und die Fahrt zu geniessen. Wir spüren, dass der Atlantik deutlich unruhiger ist als das Mittelmeer. Milena hat ein bisschen Mühe mit dem ständigen Schaukeln, aber sie hält sich tapfer.
Es ist Dienstagmorgen 7.7.2015, als wir uns bei strahlendem Wetter dem Hafen von Rosslare nähern. Wir kommen gut von der Fähre und reihen uns brav auf der linken Spur ein. Die nächsten drei Wochen wird links gefahren! Uns fällt sofort die Veränderung der Vegetation auf. In Frankreich war alles gelb und von der Sonne verbrannt, hier sieht man nur noch tausend Schattierungen von grün. Die Strassen hier im Süden sind gut ausgebaut und so kommen wir gut voran in Richtung Norden.
Als erstes wollen wir Irland von Innen sehen! Wir steigen in den Untergrund! Wir besichtigen die Dunmore Caves. Eine breite Öffnung, wie bei einer riesigen Doline, führt senkrecht in die Tiefe, wo sie sich dann zu mehreren engen Gängen verjüngt. Es ist sehr beeindruckend.
Wir fahren weiter und besichtigen unseren ersten Dolmen in Irland bei Brownshill, er ist riesig! Dann geht es weiter in die Wicklow Mountains. Wir kommen vorbei an Hollywood. Ja von hier sind die Iren ausgewandert und haben in Amerika das berühmte Hollywood gegründet. Hier in Irland stehen nur ein paar Bauernhäuser, ein Gemeinschaftszentrum und ein paar Pup’s. Aber auch hier steht am Hügel über dem Dorf Hollywood in weissen Lettern. Leider haben wir nun echtes irisches Wetter, es regnet und ist verhangen. Bei strömendem Regen und heftigem Wind kommen wir an unserem ersten Schlafplatz auf einem Pass der Wicklow Mountains an. Die Kids finden das super, stürzen sich in Regenmontur und erkunden die Umgebung! Nach einer Stunde sind sie schön nass und das Abendessen ist bereit!
In der Nacht werden wir so richtig durchgeschüttelt. Es schaukelt heftiger als auf der Fähre. Wir können kaum schlafen, so dass Aubi mitten in der Nacht aufsteht, sich ans Steuer setzt und das Womo ein bisschen aus dem Wind dreht. Nun schaukelt es bedeutend weniger und wir können schlafen!
Am nächsten Morgen scheint die Sonne, nur vereinzelte, weisse Wolken zieren den blauen Himmel. Als wir vom einsamen Pass losfahren, bemerken wir erst beim ersten entgegenkommenden Auto, dass wir auf der falschen Seite Fahren. Links fahren nicht vergessen!
Wir besichtigen Glendalough, eine heilige Stätte, die schon zur Zeit der Kelten von grosser Bedeutung war und dann später von den Christen übernommen wurde. Hier steht ein grosser Rundturm, über dessen Bedeutung man sich nicht ganz im Klaren ist. Man vermutet eine Zufluchtsstätte der Mönche bei Gefahr, denn der Eingang zum Turm liegt etwa auf 3 Metern Höhe. Auf dem Friedhof stehen viele alte, keltische Grabkreuze.
Die Fahrt geht weiter durch eine Gegend mit sanften, grünen Hügeln und malerischen Seen. Wir fahren zur Ostküste nach Bray. Hier machen wir ein Cachetürli zum ältesten Cache von Europa. Der Weg führt der Küste entlang, mit schönen Tiefblicken auf die Felsenküste und das Meer.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Dublin und besichtigen die Stadt. Bald schon zieht es uns wieder weiter. Nördlich von Dublin liegt das berühmte Megalithgrab Newgrange. Hier wird man weit weg vom Geschehen auf einen Parkplatz geschleust zum schönen Besucherzentrum Brú na Bóinne. Wir werden freundlich willkommen geheissen und informiert. Es gibt zwei Anlagen zu besichtigen, die nur mit einem Shuttlebus erreicht werden können. Wir starten die Besichtigung mit der Anlage von Knowt, ein riesiger Grabhügel, der mit gravierten Steinen umrahmt ist. Wir haben sogar die Möglichkeit in den Grabhügel reinzugehen, leider nicht bis zur Grabkammer. Die Kinder finden die Schwalben, die direkt über dem Eingang nisten, am interessantesten, vor allem da ein Junges keck über den Nestrand späht.
Mit dem Shuttlebus geht’s zum Besucherzentrum zurück und weiter zum Grab von Newgrange. Diesen Grabhügel hat man mehr freigelegt und mit leuchtend weissen Kalksteinen die Front neu aufgebaut. Eindrücklich sind hier die grossen, mit Spiralen gravierten Steine vor dem Eingang. Hier haben wir die Möglichkeit in die Grabkammer zu gehen. Dier Führer macht das Licht aus und zeigt uns, wie jedes Jahr am 21. Dezember die Sonne für ein paar Minuten bis in die Grabkammer hineinleuchtet. Das finden auch die Kids sehr beeindruckend.
Im Boyne Tal hat es noch viele weitere megalithische Anlagen, die touristisch nicht erschlossen sind. Wir finden sie trotzdem und müssen sie nur mit den weidenden Schafen teilen!
Am nächsten Morgen besichtigen wir bei Loughcrew einen weiteren Cairn auf einem Hügel. Der Himmel ist bedeckt und es weht ein kalter Wind. Beim Aufstieg angelangt, begegnen wir einem jungen, rothaarigen Iren, der uns freundlich grüsst und meint: « What a beautyful weather, it’s not raining!» Wir sind uns nicht ganz sicher ob er das ironisch gemeint hat, aber bis Ende Ferien werden wir diesen Spruch verstehen. Man muss jede regenfreie Minute geniessen!
Beim Cairn angelangt haben wir Glück, denn dieser ist eigentlich verschlossen, aber kurz nach uns steigt ein Guide den Hügel hoch und schliesst das Gittertor für uns auf und wir können reinkriechen und die Steinritzereien bestaunen. Es ist schon eindrücklich, wie sich diese Zeichen überall ähneln. Wir haben ähnliche Zeichen gesehen in Schweden, Frankreich und in der Schweiz.
Wir fahren weiter nach Norden über die Grenze nach Nordirland. Die Strassen scheinen ein bisschen besser unterhalten und vor allem die Hecken sind auf unserem Weg besser zurückgeschnitten, was Aubi das Fahren erleichtert. Wir schlafen bei einem weiteren Dolmen, bei Ballykeel.
Am nächsten Tag fahren wir vorbei an Belfast ins Landesinnere. Wir wollen den American Folk Park in Ulster besuchen. Hier wird die irische Auswanderungsgeschichte des 19ten Jahrhunderts erklärt. Wie im Ballenberg stehen hier alte Häuser aus dem 19ten Jahrhundert. In einer alten Bauernkate mit Torffeuer erzählt ein traditionell gekleideter Herr, wie schwer das Leben damals war. Er erklärt uns wie um das Jahr 1845 eine schwere Hungersnot herrschte, da die Kartoffelernte schlecht war und wie die Leute gezwungen waren ihr Daheim zu verlassen und mit einem Auswandererschiff 6-12 Wochen auf engstem Raum zusammengepfercht nach Amerika auszuwandern.
Der Park ist gut gemacht, man sieht verschiedene Häuser aus dem alten Irland, dann geht man aufs Schiff und kommt auf der anderen Seite im alten Amerika wieder raus.
In einem alten Bauernhaus wird frisches Sodabrot auf dem offenen Feuer gebacken, wir sehen wie der Torf gestochen und zum Trocknen aufgehäuft wird. In «Amerika» kann man sich einen neuen Hut und neue Möbel machen lassen.
Als wir weiterfahren in Richtung Norden staunen wir über die ausgedehnten Moorflächen. Kilometerlang fahren wir durch die Feuchtgebiet, wo man keinen Fuss neben die Strasse setzten kann ohne «einzusumpfen»! Ausser Schafen hat es kaum etwas, die Gegend ist karg aber trotzdem wunderschön. Hie und da überqueren wir einen Bach, einen «Blackwaterriver», das Wasser hat die Farbe von Guiness. Wir steuern den nordöstlichsten Zipfel von Irland an, wir wollen die Giant’s Causway besichtigen. Ein Küstenabschnitt mit sechseckigen Basaltsäulen. Es hat massenhaft Touristen aber der Anblick ist so beeindruckend, da stören diese gar nicht! Die Kinder klettern über die Säulenstufen wie kleine Gämsen. Das Meer ist wild, die Gischt spritzt hoch und das Rauschen des Meeres überdeckt die Ausrufe der Begeisterung in allen Sprachen.
Am nächsten Tag zeigt sich das Wetter wieder von seiner rauen Seite. Es windet heftig und der Sprühregen kommt von allen Seiten. Aubi und ich machen ein kleines Cachetürli als Morgenspaziergang, während die Kids im Womo spielen. Danach geht’s weiter in Richtung Westen zurück in die Republik Irland. Als erstes wollen wir das Rundfort Grianán of Ailech auf einem Hügel besichtigen. Bei gutem Wetter hätte man von hier oben bestimmt einen prächtigen Ausblick. Aubi und ich kämpfen uns bei heftigem Sprühregen gegen den Wind und sind im Nu nass bis auf die Unterhosen. Die Kids sind zum Glück im Womo geblieben.
Wir fahren ein paar Kilometer weiter und der Himmel reisst wieder auf und die Sonne lacht zwischen den Wolken hervor. Wir fahren über eine karge Hochebene von Letterkenny über Fintown zur Ostküste nach Naran. Die Strasse geht in Wellen über den Torfboden. Das Womo neigt sich von rechts nach links, es ist wie Achterbahn fahren und das in traumhaft schöner Landschaft. Die Telefonstangen neigen sich mal nach rechts dann nach links, je nachdem wie sich der Boden abgesenkt hat.
Als wir an die nördliche Westküste kommen herrscht super Wetter. Wir stehen bei einem riesigen Sandstrand. Die Kids sind nicht mehr zu halten, sie wollen jetzt baden. Das Meer ist aber empfindlich kühl. Milena lässt sich dadurch nicht aufhalten. Sie zwängt sich in den Neoprenanzug, nimmt das Styroporbrett mit und stürzt sich ins Meer. Nach 15 Minuten sind die Zehen und Finger blau und da sonst niemand der Familie so mutig ist und sie begleitet wird es ihr zu langweilig. Im Sand spielen macht auch Spass! Das ist ein Platz zum Verweilen. Wir können den Sonnenuntergang direkt vom Bett aus geniessen.
Am nächsten Morgen kann Milena Laurin überreden auch ins Wasser zu kommen. Doch das Wasser ist nicht wärmer geworden, sie halten es nicht lange aus im Meer. Nach einer warmen Dusche im Womo begleiten mich die Zwei mit dem Velo die Halbinsel zu erkunden. Schmale Strassen führen uns rauf und runter durch die schöne Landschaft.
Danach geht unsere Reise weiter, wir fahren der Westküste entlang in Richtung Süden. Wir kommen zum Lough Erne, wo wir auf der Boa Island zwischen Kuhweiden direkt bei einem alten Friedhof einen ruhigen Schlafplatz finden. Auf dem Friedhof hat es kleine Menhire mit Gesichtern. Auch dieser Platz wurde in prähistorischer Zeit als heiliger Ort verehrt und später von den Christen übernommen.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter durch dünn besiedeltes Gebiet ins Landesinnere. Aubi möchte Felszeichnungen auf einem Hügel bei Reyfad besichtigen. Die Strassen sind eng, die Äste hängen tief aber zum Glück herrscht wenig Verkehr. Kommt mal ein Einheimischer entgegen, wird immer ganz freundlich gegrüsst, was wir natürlich begeistert erwidern.
Am Ziel machen Aubi und ich uns zu Fuss auf die Suche nach den Felsritzereien. Wir klettern über Zäune, rechts und links gibt es vereinzelte Felsen aber wir finden nichts. Wir haben schon fast aufgegeben, als ein klappriges Auto den Weg entlangkommt. Aubi fragt den Fahrer nach den Zeichnungen. Dieser versucht Aubi zu erklären, wo er sie vermutet und fährt weiter. Nach hundert Metern stoppt er und wartet bis wir ihn eingeholt haben.  Dann öffnet er uns die Tür und meint, er sei nicht sicher, ob wir ihn richtig verstanden hätten, er fährt uns schnell hin. Er erzählt uns auf der kurzen Fahrt, er hätte die Felszeichnungen auch noch nie gesehen aber schon davon gehört. Er lässt uns raus und beobachtet, wie wir über den Zaun klettern und zu dem besagten Felsen gehen. Und wirklich, hier hat es Felsritzereien, Spiralen und Schalen wie wir sie von Carschenna oder Schwerden her kennen. Wir winken dem Bauern zu, dass wir sie gefunden haben. Er winkt zurück und fährt weiter. Was für eine nette Begegnung!
Weiter geht unsere Reise über Sligo zurück zur Westküste. Aus dem Buch « Arround Irland with a fridge» hab ich von der Glennschlucht gelesen, diese wollen wir jetzt erwandern. Ein altes Eisentürchen führt uns in eine andere Welt. Der Weg ist sehr schlammig aber zum Glück haben wir gute Schuhe. Es fühlt sich an wie im Urwald. Rechts und links der schmalen Schlucht hat es Felsen und in der Mitte Grün in allen Schattierungen. Wir müssen über umgestürzte Bäume klettern und dem Morast ausweichen, es ist dunkel und feucht, irgendwie mystisch. Indiana Jones lässt grüssen, nur die giftigen Schlangen fehlen! So macht auch den Kindern das Wandern Spass!
In Gebiet südwestlich von Sligo hat es viele Zeugnisse einer prähistorischen Besiedlung. Auf jedem Hügel der Umgebung kann man einen Cairn sehen. Wir parken unser Womo am Fusse von Knocknarea. Die Kids meinen sie seien für heute genug gewandert, so dass Aubi und ich allein zum Cairn hochsteigen. Wir wollen das super Wetter noch ausnutzen. Von Oben hat man eine beeindruckende Aussicht auf die umliegenden Berge und Seen.
Am nächsten Morgen herrscht wieder trübes, irisches Wetter. Wir besichtigen die Megalithanlage von Carrowmore. Es hat schon einige Car-Ladungen von Touristen unterwegs, es gibt Führungen auf Englisch und Französisch und wir werden freundlich eingeladen uns anzuschliessen. Es ist eindrücklich wie viele Megalithanlagen es in dieser Gegend gibt. Von den Dolmen in Carrowmore aus kann man im Hintergrund auf fast jedem umliegenden Hügel einen Cairn sehen. Hier muss vor Jahrtausenden ein wichtiges spirituelles Zentrum gewesen sein.
Wir fahren nun weiter in Richtung süden um bei Carrowkeel auf einen solchen Hügel zu steigen. Die Gegend ist lieblich mit sanften Hügeln, grossen Schafweiden die nur durch Hecken begrenzt werden. Es ist eine einsame Gegend, man sieht nur Natur in Grün. Der Himmel ist bedeckt aber wir haben von der höchsten Stelle einen wunderbaren Rundblick. Laurin, 11jährig, meint:» Ich liebe diese Landschaft! Das Grün, die Weite und die Einsamkeit sind einfach schön!»
Wir fahren weiter in Richtung Süden, wir wollen den Connemara National Park besuchen. Leider lädt das Wetter gar nicht zum Verweilen oder Wandern ein. Die Wolken hängen tief, ein Regenschauer folgt auf den nächsten. Wir bestaunen die Landschaft und das Wechselspiel von Nebel, Sonne und Regen aus dem Womo und fahren weiter nach Galway.
Laurin hat heute Geburtstag und so gehen wir in Galway ins Aquarium. Es ist gut gemacht und zeigt die einheimischen Fische. Die Kids haben Spass!
Weiter geht’s der Westküste entlang in Richtung Süden. Wir kommen in eine faszinierende Mondlandschaft, die Burren. Weisse, blanke Kalkhügel mit grossen Karrenfeldern, ein steingewordener Gletscher! Es windet stürmisch, man kann sich richtig gegen den Wind lehnen, als wir über den steinernen Gletscher wandern und balancieren.
In der Gegend besichtigen wir noch die Tropfsteinhöhle von Aillvee, die Falknerei, einen riesigen Dolmen bei Poulnarbrone und das steinerne Ringfort bei Caherconell. In Kilfenora übernachten wir mitten auf dem Dorfplatz mit dem Einverständnis des Bestitzers vom Pub. Am Morgen weckt uns lautstark ein Esel, der nach seinem Frühstück ruft!
So kommen auch wir zeitig los und das ist auch gut, denn heute wollen wir die Cliffs of Moher besichtigen und da sind wir bei weitem nicht die Einzigen. Nach der obligaten schmalen Strasse mit Steinmäuerchen rechts und links kommen wir plötzlich an einen riesigen Parkplatz mit Schranke. Wir bezahlen 8 Euro und dürfen dafür auch das Visitor Center besuchen. Wir folgen einfach dem Menschenstrom eine breite Treppe hoch und dann stehen wir oberhalb einer riesigen Felswand, die senkrecht ins Meer abfällt. Ein paar hundert Meter vor der Küste steht ein Felsen, welcher von einer riesigen Kolonie von Trottellumen und Papageientaucher besiedelt ist. Zum Glück habe ich meinen Feldstecher mitgenommen!
Wir folgen der Küste in Richtung Norden, die Szenerie wird immer eindrücklicher und die Touristen weniger. Hier gibt es überhängende Felsen, die wie Balkone hundert Meter über dem Meer hängen. Wir haben Florian an die Leine genommen, denn hier hat es keine Zäune. Ein Ausrutscher und man ist weg! Schön konzentriert gehen und zum Schauen immer stehen bleiben! Ich und Milena kriechen auf allen Vieren bis an die Felskante, legen uns auf den Bauch und schauen in die Tiefe. Es kribbelt in den Knien und im Bauch. Sogar Laurin überwindet seine Höhenangst und schaut in die Tiefe. Es ist absolut beeindrucken!
Für heute haben wir noch eine weitere Überraschung für die Kids geplant. Wir wollen eine Dolfin Watching Tour machen. Und wir haben Glück! Das Wetter spielt mit, Ebbe und Flut passen zu unserem Reiseplan und es hat noch Platz auf dem Boot. Wir sind in Carrigaholt im Mündungsgebiet des Shannon’s. Dieser Fjord ist bekannt für seine grosse Population von Delfinen. Wir sind etwa 30 Leute auf dem Boot und wir müssen uns nicht lange gedulden, bis wir die ersten Delfine sehen. Der Kapitän macht uns per Lautsprecher auf die Tiere aufmerksam und Ahhs und Ohhs der Leute weisen uns die Blickrichtung! Der Delfin kommt kurz an die Wasseroberfläche zum Atmen und taucht gemächlich wieder ab. Als das Boot mehr Fahrt aufnimmt, kommen die Delfine näher und schwimmen direkt neben dem Boot her. Wir lehnen uns über die Reeling und der Delfin legt sich auf die Seite und schaut nach oben. Die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung so nah zu beobachten ist einzigartig und beeindruckend.
Wir übernachten heute das erste Mal auf einem Campingplatz, denn ich muss wieder einmal Wäsche waschen. Der freundliche Campingplatzbesitzer gibt und noch ein paar weitere Reisetipps. So besuchen wir am nächsten Morgen eine steinerne Brücke an der malerischen Küste von Loop Head. Wir verweilen an einer kleinen Bucht, klettern über die Felsen, suchen Krebse und Muscheln und geniessen die Ruhe. Danach fahren wir weiter der Küste entlang und müssen immer wieder Fotostopps machen. Man kann sich an diesem spektakulären Küstenabschnitt kaum sattsehen.
Auf der Dingle-Halbinsel machen wir eine Wanderung zum Adoon Lake. Über moorige Wege geht’s in Richtung See, welcher am Fusse von Felsen märchenhaft eingebettet liegt. Wir umrunden den See, obwohl der Weg immer schwieriger wird und der Stechginster uns daran hindern will. Die Ausblicke in Richtung See und Meer entschädigen uns für die Mühen.
Wir fahren zur anderen Seite der Halbinsel, vorbei am Städtchen Dingle, welches mit seinen farbigen Häusern und kleinen Geschäften zum Shoppen einlädt.
Weiter geht’s am Gallarus Oratory vorbei zu einem malerischen Sandstrand, wo wir die Sonne geniessen, heute können wir erstmals kurze Hosen tragen. Die Kinder spielen im Sand, Baden ist wegen gefährlicher Strömungen verboten.
Am nächsten Morgen wollen wir früh los, das heisst, bevor uns ein Reise Car entgegenkommt, denn auf der folgenden Strecke kann man stellenweise mit grossen Gefährten nicht kreuzen. Es kommt uns kaum ein Fahrzeug entgegen und wir können die spektakulären Tiefblicke geniessen.
Heute haben wir eine Wanderung auf dem Programm. Nicht zur Freude der ganzen Familie! Nach einem steilen Aufstieg werden wir durch eine grossartige Aussicht belohnt. Das Wetter zeigt sich wieder von seiner garstigen Seite. Im hinteren Talkessel liegt ein See, darüber ist der Himmel rabenschwarz und es geht keine 10 Minuten geht ein heftiger Regenschauer über uns hernieder. Weitere 10 Minuten später ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Der stürmische Wind föhnt unsere nassen Hosen und als wir zurück beim Womo sind ist alles wieder trocken!
Wir sind nun auf der Kerry Halbinsel. Der Küste entlang werden die Touristen über den Ring of Kerry geschleust, im Landesinneren hat es wilde, einsame Berglandschaft, es ist atemberaubend schön. Wir kurven über schmale Bergstrassen, die Iren grüssen wie immer freundlich. Die Touristen sind leicht überfordert, wenn sie wegen uns zurücksetzten müssen aber wir können mit unserem schweren Womo nicht neben die Strasse fahren. Wir würden im weichen Boden versinken!
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz folgen wir einer schmalen, als Sackgasse markierten Strasse zu einem See. Es ist traumhaft schön hier. Wir richten uns direkt am Ufer ein. Das Wetter beschert uns postkartenschöne Ausblicke, mit Sonne, Wolken, Schatten und Regenbogen.
Am Abend kommt ein alter Mann in einem klapprigen Auto, welches hinten schon Moos angesetzt hat. Er ist mit seinem Border Collie unterwegs und schaut nach seinen verstreuten Schafen. Als wir ihn fragen, ob wir die Nacht hier verbringen dürfen und die wunderschöne Landschaft loben ist er hocherfreut, dass uns der Platz so gefällt und meint wir könnten so lange bleiben, wie wir möchten! Dies ist unser schönster Schlafplatz in Irland!
Am nächsten Tag verlassen wir schweren Herzens den schönen Platz und schliessen uns der Touriroute am Ring of Kerry an, um die gut erhaltenen Ringforts von Cahergal und Leacanabuile zu besichtigen und unsere Vorräte aufzufüllen. Wir fahren mit der kleinen Fähre auf die Valentia Island und am anderen Ende der Insel über die Brücke wieder zurück auf’s Festland. Die Strasse führt wieder steil empor in engen Kehren. Zum Glück hat es nicht viel Verkehr. Im ersten Gang geht’s auf der anderen Seite wieder steil bergab. Aubi hat seine helle Freude daran.
Die Suche nach einem Schlafplatz gestaltet sich in dieser touristischen Gegend als schwierig, überall steht campieren verboten. Nach langem hin und her finden wir unter grossen, alten Bäumen beim Derrynane House einen Platz.
Hier finden wir das Campingverbot erst am nächsten Morgen, ehrlich! So besichtigen wir den schönen Garten und das Derrynane House nach dem Frühstück. Im Inneren gibt es eine Ausstellung über einen wichtigen Politiker Daniel O’Connel (1774 – 1847), der die Geschichte von Irland bedeutend geprägt hatte.
Danach fahren wir weiter zur Beara Halbinsel. Wir kommen am Dereen Garden, einem botanischen Garten vorbei und entschliessen uns spontan, diesen zu besuchen. Hier konnte sich die Natur seit Jahren austoben. Es hat riesige Bäume mit Stämmen die wir zu Viert nur knapp umfassen können, Farnbäume wie in Neuseeland und moosbewachsene Treppen. Man kommt sich vor wie im Urwald, für die Kinder ein einziges Abenteuer. Wir finden Pfifferlinge und machen uns ein feines Mittagessen daraus.
Wegen dem garstigen Wetter entschliessen wir uns, nicht die ganze Halbinsel zu umrunden, sondern über die Berge auf die andere Seite zu fahren. So kommen wir wieder eine schmale Passstrasse hoch und geniessen wunderbare Ausblicke auf Seen, Berge und die weite grüne Landschaft. Auf der Passhöhe windet es so stark, dass ich Angst habe das Womo könnte kippen! Wenn man draussen gegen den Wind gehen will, verschlägt es einem den Atem!
Nun fahren wir weiter, denn langsam neigen sich unsere Ferien dem Ende zu. Wir besichtigen auf dem Weg noch einen schönen Steinkreis bei Dromberg und finden in der Nähe einen schönen Schlafplatz an einer einsamen Bucht, direkt am Wasser.
Am nächsten Morgen geht es weiter in Richtung Osten, die Landschaft wird fruchtbarer. Weniger Moor und dafür mehr Getreidefelder und Bauernhöfe. Östlich von Cork bei Rostelan machen wir nochmals Halt und heute könne wir sogar die Velo’s nutzen. Die Sonne scheint und wir machen ein Cache Velotürli durch den Wald und besichtigen einen Dolmen, der im Wasser steht.
Hier verbringen wir unsere letzte Nacht in Irland, bevor es am nächsten Tag nach Rosslare geht und mit der Fähre zurück nach Frankreich!

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